Die meisten von uns haben ihn bei ihren Eltern oder Großeltern schon einmal bewundern dürfen; den Kaffeeaufguss mit dem Handfilter. Während hierzulande die Filteraufsätze von Melitta weit verbreitet sind, kommt aus Japan der beliebte V60 Filterhalter. Dieser zeichnet sich durch seine Kegelform, das große Loch am Boden und die Führungsrippen aus, die sich an der Innenwand spiralförmig nach unten winden. Die Idee dieser Bauweise ist es, zu verhindern, dass sich das Wasser an einem ggf. zu kleinen Ausfluss staut und zum anderen für eine gleichmäßigere Wasserableitung über die Seiten zu sorgen, was letztlich zu einer gleichmäßigeren Extraktion führen soll. Dazu ist der V60 Filterhalter mit hauseigenen Papierfiltern ausgestattet, die dünner ausfallen als bei der Konkurrenz und somit weniger Papiergeschmack an den Kaffee abgeben.
Hi, ich bin Thommy....
heute zeige ich euch, wie ihr in ein paar einfachen Schritten und mit Hilfe des Hario V60 einen fantastischen Filterkaffee zaubert.
Ihr könnt einfach Schritt für Schritt der Anleitung folgen.
Viel Spaß!!...
Dosis30g | |
Mahlgradfilterfein (siehe Optimierung) | |
Temperatur94-98°C | |
Wassermenge480ml |
Step 1:
Filterpapier mit heißem Wasser durchspülen.
Step 2:
Filterfein gemahlenen Kaffee einschütten
Step 3:
Mit heißem Wasser kreisend übergießen
Der Geschmack eines Kaffees wird dadurch bedingt, wie viele Stoffe außer Wasser sich darin befinden (Brühstärke) und um welche es sich dabei handelt (Aromen, Säuren, Zucker, Bitterstoffe, usw.). Welche Stoffe beim Brühvorgang bzw. bei der Extraktion in welchen Mengen ihren Weg in die Tasse finden, hängt dabei im Wesentlichen von den folgenden Faktoren ab: Brührate, Temperatur des Brühwassers, Mahlgrad und Pratikelgrößenverteilung, Kontaktzeit, Wasserchemie und der Konzentrationsgradient im Brühwasser. Auf einige Punkte dieser Liste werden wir im Folgenden genauer eingehen, als grobe Faustregel kann man sich jedoch zunächst einmal merken:
Brührate, Mahlgrad und Kontaktzeit
Die Kontaktzeit bezeichnet die Zeitspanne, in der das Kaffeemehl mit Wasser in Kontakt steht. Je länger der Kaffee mit Wasser in Kontakt steht, desto mehr wird aus diesen herausgelöst. Ist der Kaffee sauer, dann wurden in der Regel die ausgleichenden Bitterstoffe noch nicht vollständig gelöst, was an einer zu kurzen Kontaktzeit liegen kann, da diese sich erst nach den Säuren lösen. Bei der Frenchpress kann man die Kontaktzeit direkt festlegen, währenddessen beim Handfilter hauptsächlich der Mahlgrad und die verwendete Wassermenge bestimmt, wie lange das Wasser insgesamt braucht, bis es vollständig hindurchgeflossen ist. Bei der Verwendung des V60 Handfilter sollten Sie daher als erstes den Mahlgrad so anpassen, dass die Kontaktzeit, also die bei Schritt 3 und 4 verstrichene Zeit, zwischen 2 und 3 Minuten liegt. Entspricht der Geschmack dann noch immer nicht ihren Vorstellungen können Sie die Brührate, das Verhältnis zwischen eingesetztem Kaffee und beim Brühen verwendetem Wasser, entsprechend oben aufgeführter Faustregeln anpassen, wobei sie darauf achten sollten die Kontaktzeit konstant zu halten.
Temperatur
Das Brühwasser sollte im Idealfall eine Temperatur zwischen 91 und 94°C haben, da die Verwendung von zu kaltem Wasser in einer sauren Tasse und die Verwendung von zu heißem in einen bitteren, adstringierenden oder gar scharfen Geschmack resultieren kann. Dies liegt daran, dass sich Zucker und Säuren bei allen normalen Temperaturen gut lösen, wohingegen bspw. Bitterstoffe und Karamell-Verbindungen höhere Temperaturen brauchen und sich dann überproportional lösen. Das Wasser verliert allerdings bereits beim Umgießen in den Filter und beim Brühvorgang selbst je nach verwendeten Materials (bspw. Glas- vs. Porzellan-Filteraufsatz) schnell an Temperatur, weswegen das Wasser ggf. 2-4 °C heißer aufgekocht werden sollte.
Im Kaffeesatz lesen, Turbulenzen im Kaffeebett
Mit dem Begriff "turbulence", wörtlich übersetzt "Turbulenzen", bezeichnen Baristi das ggf. chaotische Durchmischen von Kaffeemehl, Gasen und heißem Wasser während des Kaffeebrühens. Wie unter anderem Jim Schulman herausfand, beeinflusst die Intensität der auftretenden Turbulenzen sowohl die Extraktionsgeschwindigkeit als auch welche Stoffe sich verstärkt lösen, was sich unter anderem darauf zurückführen lässt, dass diese das Wasser in Bewegung versetzen und somit mal mehr mal weniger stark gesättigtes Wasser mit dem Kaffeemehl in Kontakt kommt. Eine natürliche Quelle von Turbulenzen haben wir bereits besprochen, das Blooming, welches abgewartet werden sollte, um eine gleichmäßige Extraktion zu gewährleisten. Man kann aber auch bspw. indem man das Kaffeemehl-Wasser-Gemisch mit einem Löffel während des Brühvorganges umrührt gezielt die Extraktion beeinflussen und hier kommen wir zum Kaffeesatzlesen. Betrachtet man nach dem Brühen den Kaffeesatz in einem Kaffeefilter erkennt man meistens, dass das Wasser einen Tunnel mittig in das Kaffeebett hineingegraben hat. Dies lässt darauf schließen, dass das meiste Wasser durch die Mitte nach unten geflossen ist, wohingegen das Kaffeemehl am Rand nur mit vergleichsweise wenig Wasser in Berührung gekommen ist und somit weniger stark extrahiert wurde. Es sei allerdings angemerkt, dass dies nichts über die Qualität des Brühvorgangs insgesamt aussagt, sondern nur über die recht kurze "Drawdown"-Phase, die nach Abschluss des Aufgießens beginnt. Im Idealfall sollte der Kaffeesatz im Filter eines V60 Handfilters flach oder gar leicht nach oben gewölbt sein, da dadurch die gedachte Verbindungslinie zwischen Oberfläche und dem Ausfluss unter dem Filter überall gleich lang ist. Diese Form und damit eine gleichmäßigere Extraktion kann durch gezieltes hinzufügen leichter Turbulenzen erzielt werden. So sollten Sie versuchen mit einer höheren Zahl kleinerer Aufgießvorgänge zu brühen, statt mit einigen wenigen direkt die gesamte Wassermenge hinzuzufügen, oder aber direkt nach dem Blooming oder nach Ende des Aufgießens das Kaffeemehl-Wasser-Gemisch kurz mit einen Löffel umzurühren.